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Corona lässt Preise auf dem Immobilienmarkt stagnieren

Seit Beginn der Corona Pandemie steht die Frage im Raum, wie sich die jüngste Krise auf den Immobilienmarkt auswirken wird. Schon mehrfach wurden die Einflüsse der Corona Pandemie auf den deutschen Immobilienmarkt unter die Lupe genommen und analysiert. Nach einer ersten Untersuchung im Juni 2020 hat Europace nun noch einmal geprüft, welche Folgen die Corona Krise für den Wohnungsimmobilienmarkt der Bundesrepublik hat. Dabei fallen vor allem sechs Aspekte auf.

Keine großen Preissteigerungen

Mit Blick auf den Immobilienmarkt schien lange Zeit eines sicher zu sein: Corona wird hier erneut flächendeckend für einen deutlichen Preisanstieg sorgen. Doch die aktuellen Zahlen zeigen ein vollkommen anderes Bild. Zwar hat die Pandemie keine gravierenden Preiseinbrüche nach sich gezogen, doch auch die starken Zuwächse bleiben aus.

Sicherlich kann Corona den langen zeitlichen Aufwärtstrend bei den Preisen für Wohnimmobilien in Deutschland an sich nicht stoppen, doch gerade mit Blick auf die letzten drei Monate wird eine erste Stagnation deutlich. Während im Vorjahreszeitraum bei den Wohnimmobilien noch ein Preisplus von 8 Prozent verbucht werden konnte, lag dieses zu Beginn 2020 gerade einmal noch bei 3 Prozent. Besonders überraschend ist, dass die Preise für Wohnimmobilien seit Mai 2020 zudem kaum mehr gestiegen sind und auf ihrem Wert verharren.

Dies gilt nicht nur für Eigentumswohnungen, wie die Organisation betont, sondern bezieht auch Einfamilienhäuser mit ein. Während die Einfamilienhäuser im bundesweiten Mittel zwischen Februar und April noch einen Preiszuwachs von 5 Prozent aufwiesen, lag dieser schließlich im Zeitraum von Mai bis Juli nur noch bei 2 Prozent.

Hausbesitzer haben bessere Chancen

Zwar können die Hauspreise nicht so zulegen wie lange erhofft, dafür haben ihre Besitzer bessere Chancen beim Verkauf. Corona sorgt nämlich vor allem dafür, dass die Nachfrage nach Einfamilienhäusern steigt. Doch auch hier könnte mit dem Andauern der Pandemie eine gegenteilige Entwicklung an Fahrt gewinnen. Nachdem Häuser schon in der letzten Europace Studie als deutlich attraktiver angesehen wurden als Eigentumswohnungen, ist in den jüngsten Ergebnissen ein leichter Rückgang zu verzeichnen.

Zwischen den Kalenderwochen 23 bis 34 ist die Zahl der Hauskäufe in Deutschland zudem leicht zurückgegangen. Lag diese zunächst noch bei 77,4 Prozent, sank sie im besagten Zeitraum auf 76,7 Prozent. Im Vergleich zum Jahresbeginn konnte hier allerdings ein Zuwachs verzeichnet werden. Anfang 2020 belief sich der Anteil der Hausverkäufe noch auf 74,2 Prozent

Großzügiger Wohnraum und Leben auf dem Land bleiben attraktiv

Zwei weitere interessante Aspekte der Europace Studie beziehen sich auf den Wohnraum und den Standort der Immobilien. So hat die durchschnittliche Wohnfläche gegenüber der letzten Studie erneut zunehmen können. Schon in der Untersuchung im Juni kamen die Studienautoren zu dem Ergebnis, dass die durchschnittliche Wohnfläche bei sämtlichen Objektarten im Zuge der Corona-Pandemie um insgesamt 3 Prozent zulegen konnte. Diese Entwicklung hat sich auch im Zeitraum von Mitte Juni bis Ende August 2020 intensiviert.

Der Anstieg des durchschnittlichen Wohnraums bei den Immobilienverkäufen ist nach Erklärungen der Studienautoren zum einen darauf zurückzuführen, dass mehr Häuser als Wohnungen verkauft werden. Zum anderen sorgt Corona aber auch dafür, dass das Wohnen auf dem Land und im Umland der Städte wieder attraktiver wird. Überraschend ist dabei, dass diese Entwicklung zwar gerade bei den Hausverkäufen deutlich nachvollziehbar ist, sie aber bei den Wohnungen ausbleibt. Auf dem Wohnungsmarkt sorgt die Corona-Pandemie keineswegs dafür, dass Terrasse oder Balkon gefragter sind. Auch Wohnungen mit einem zusätzlichen Homeoffice kommen derweil nicht auf einen Wettbewerbsvorteil.

Allerdings sind immer mehr Menschen dazu bereit, der Stadt wieder den Rücken zu kehren. Vor allem der Aspekt sich physisch von den Nachbarn abgrenzen sowie in Pandemiezeiten auf einen eigenen Garten ausweichen zu können, macht die Immobilien im Umland in diesen Tagen beliebter denn je. Damit nimmt der Anteil der Objekte, die sich im stadtnahen Umland befinden, weiter deutlich zu.

Nachfrage nach Vermietungskäufen steigt wieder an

Zunächst schien es so, als ob die Vermietungskäufe zu den großen Verlierern der Corona-Pandemie gehören würden. Mittlerweile scheint sich die Lage hier aber zu beruhigen. Nachdem die Anzahl der Vermietungskäufe zur Hochphase der Pandemie deutlich zurückgingen, scheint sich die Lage hier nun zu stabilisieren. So konnte sich der Wert der Vermietungskäufe wieder auf einen Anteil von 21 Prozent erholen, nachdem dieser zunächst auf 20,4 Prozent zurückgegangen war. Noch im Jahr 2019 stieg der Anteil von ursprünglich 18 auf dann Ende des Jahres 22 Prozent. Der nun wieder erste zaghafte Anstieg könnte ein Anzeichen dafür sein, dass sich die Vermietungskäufe in den letzten Monaten des laufenden Jahres weiter erholen und sich der Anteil in der Nähe des Vorjahres einpendeln wird.

Keine fundamentale Verschlechterung bei den Kreditvergaben

Ein weiterer interessanter Aspekt der Corona-Krise ist die Kreditvergabe. Gerade hier war lange Zeit unklar, wie sich die Lage bei den Banken angesichts steigender Kurzarbeit entwickeln wird. Die nun veröffentlichte Studie zeigt allerdings, dass es gerade bei der Kreditvergabe im Sektor der Baukredite offenbar keinerlei strukturelle Einschränkungen geben wird. Lediglich bei hohem Beleihungsauslauf scheinen sich die Banken ein wenig zurückhaltender zu zeigen, hier nimmt die Risikobereitschaft einzelner Finanzinstitute doch ein wenig ab.

Zwar ist der Beleihungsauslauf seit Mai anhaltend gestiegen, trotzdem kann keineswegs von einer generellen Verschlechterung der Darlehensbedingungen die Rede sein. Der Beleihungswert der Banken ist immer von den generell steigenden Immobilienpreisen abhängig. Auch beim Blick auf das Eigenkapital der Käufer zeigt sich ein beruhigendes Bild. Hier gab es keine deutlichen Einschnitte, die die Vergabe der Kredite langfristig erschweren würden.

Text: Diginauten GmbH / ERA Deutschland GmbH
Bild: stock.adobe.com / Eisenhans